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Wittgenstein Ludwig


Der österreichische Philosoph und Logiker Ludwig Josef Johann Wittgenstein studierte Ingenieurwissenschaft, 1906-08 in Berlin und danach bis 1912 in Manchester. Hier wurde er mit Russells Schriften über die Grundlagen der Mathematik bekannt, die ihn so sehr beeindruckten, daß er 1912 sein Ingenieurstudium aufgab, um in Cambridge unter Russells Anleitung Mathematik und Logik zu studieren.

Unter dem Einfluß von Frege begann Wittgenstein eine umfassende Theorie
über die Grundlage der Logik und die Wirkungsarten der Sprache zu entwickeln. Dieses Projekt verfolgte er mit großem Eifer während seines Aufenthaltes 1913-14
in Norwegen und während der Kriegsjahre, in denen er sich freiwillig als Artillerist
an die Ostfront meldete.
Ergebnis dieser Studien ist der Tractatus Logico-Philosophicus, der 1921
auf deutsch in den Annalen der Naturphilosophie, 1922 auf englisch erschien.
Mit dem Verfassen dieses Werks hielt Wittgenstein seine philosophische Aufgabe
für beendet. Wittgenstein verwendete in seinem Tractatus logico-philosophicus
wohl als erster die heute üblichen Wahrheitswerttafeln der Aussagenlogik.
Nach der Entlassung aus ital. Kriegsgefangenschaft ließ er sich deshalb
als Volksschullehrer ausbilden, um 1920 in einem kleinen österreichischen Dorf Lehrer zu werden. Hier arbeitete er bis 1926 und ließ sich danach in Wien nieder.
In den folgenden Jahren nahm Wittgenstein Kontakte mit Schlick und dem Wiener Kreis auf, die den Tractatus mit größtem Interesse studierten.
1929 kehrte er nach Cambridge zurück, um dort seine philosophischen Arbeiten fortzusetzen. Seine Vorlesungen und Notizen aus den Jahren 1930-36 zeigen
die Entwicklung neuer Gedanken, die er seit 1936 zu den Philosophischen Untersuchungen zusammenstellte.


1939 erhielt Wittgenstein als Nachfolger von G. E. Moore eine Professur
in Cambridge und beschäftigte sich vor allem mit Problemen der Bedeutungsanalyse und wurde dadurch zu einem der Begründer der sprachanalytischen Philosophie. Während der Kriegsjahre 1941-44 arbeitete Wittgenstein als Hilfskraft
in Krankenhäusern in London und Newcastle.
1944 nahm er seine Vorlesungen in Cambridge wieder auf, entwickelte jedoch
so großen Widerwillen gegen die Lehrtätigkeit und das akademische Leben überhaupt, daß er 1947 seinen Abschied einreichte, um fortan in ländlicher Abgeschiedenheit in Irland zu leben und zu arbeiten. Seine Arbeitsfähigkeit litt jedoch unter einer 1950 festgestellten, weit fortgeschrittenen Krebserkrankung.

Nach Besuchen bei Verwandten und Freunden in Wien und Oxford s
owie einem kurzen Aufenthalt in Norwegen starb Wittgenstein 1951 in Cambridge.
Da die natürlichen Sprachen eine Reihe von Unzulänglichkeiten besitzen
(z. B. die Mehrdeutigkeit der Wörter), entwickelte er die Idee der Schaffung
einer künstlichen logisch vollkommenen Sprache, die aus Symbolen geschaffen wird, wie sie in der Logik üblich sind. Von der Möglichkeit, eine logisch perfekte Sprache zu schaffen, eine Zeichensprache, die einer logischen Grammatik gehorcht,
sagte sich Wittgenstein später los.