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Pick Georg


Georg Pick wurde am 10. August 1859 in Wien geboren; er stammt aus einer jüdischen Familie. Nach einem mehrjährigen Privatunterricht durch seinen Vater besuchte er das Leopoldstädter Communalgymnasium, wo er 1875 maturierte. Er studierte dann bis 1879 an der Universität Wien Mathematik und Philosophie und legte die Lehramtsprüfung in den Fächern Mathematik und Physik ab.

Im April 1880 promovierte er in Mathematik mit der Dissertation
"Über eine Klasse Abelscher Integrale" und erhielt eine Assistentenstelle
bei Ernst Mach an der Karl-Franzens-Universität in Prag.
Dort habilitierte er sich 1882 mit der Arbeit "Über die Integration hyperelliptischer Differentiale durch Logarithmen", verbrachte 1884/85 ein Forschungssemester
bei Felix Klein, wurde 1888 außerordentlicher und 1892 ordentlicher Professor
an der Deutschen Universität Prag.

Im Studienjahr 1900/01 war Pick Dekan der Philosophischen Fakultät;
1910 war er Mitglied der Berufungskomission, die Albert Einstein auf den umgewidmeten Lehrstuhl für Theoretische Physik an der Deutschen Universität Prag berief.
Pick war viele Jahre lang ein sehr erfolgreicher Forscher und Lehrer an der Prager Universität. Sein Schriftenverzeichnis umfasst etwa fünfzig wissenschaftliche Arbeiten und berührt viele Teilgebiete der Mathematik.
Pick hatte auch die Fähigkeit, mit anderen Wissenschaftern zusammenzuarbeiten,
so mit dem Physiker Philipp Frank, dem Geometer Wilhelm Blaschke (geb. 1885
in Graz) und dem Soziologen Alfred Weber.
Als Lehrer wurde Pick wegen der Klarheit und Verständlichkeit seiner Vorlesungen gerühmt. Er hatte 20 Doktoranden (darunter 2 Frauen); sein bedeutendster Schüler war Karl Löwner, der nach Professuren in Köln und Prag und der 1939 erfolgten Emigration in die Vereinigten Staaten seine mathematische Karriere an mehreren amerikanischen Universitäten fortsetzen konnte.
Pick wurde 1929 emeritiert und kehrte nach Wien zurück. Nach der Annektion Österreichs durch das Deutsche Reich zog er allerdings wieder nach Prag,
was ihn aber nicht vor den Verfolgungen durch das Nazi-Regime rettete.
Pick wurde im Juli 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert,
wo er am 26. Juli starb, am selben Tag und Ort, an dem auch Alfred Tauber zugrunde ging – die Parallelität am Lebensende dieser beiden bedeutenden österreichischen Mathematiker ist erschütternd!


MATHEMATISCHE LEISTUNGEN:
Pick war ein vielseitiger Mathematiker; er hat insgesamt 54 Abhandlungen veröffentlicht [2]. Seine Forschungsgebiete waren vor allem: konforme Abbildungen, elliptische und Abelsche Funktionen, Funktionalanalysis und kanonische Formen
von Differentialgleichungen.
Pick beschäftigte sich aber auch intensiv mit geometrischen Fragen (Differentialgeometrie, elementare Geometrie) und gilt als Begründer
der "allgemeinen natürlichen Geometrie".
Auch in der heutigen Mathematik treten Begriffe wie "Pick matrices",
"Nevalinna-Pick interpolation", "Schwarz-Pick lemma" immer noch auf.
Vielen ist die Picksche Flächenformel für Polygone im Gitternetz bekannt -
ein kleines, aber schönes elementargeometrisches Ergebnis [3] aus dem Jahre 1899: Ein Polygon im Gitternetz hat die Fläche F = I + R/2 – 1, wobei I die Anzahl
der im Inneren des Polygons liegenden Gitterpunkte bezeichnet und R die Anzahl der auf dem Rande liegenden Gitterpunkte.
Die Anwendung dieser Formel kann bereits auf niedrigen Schulstufen unterrichtet werden und findet bei SchülerInnen immer wieder großes Interesse. Zu diesem Satz gibt es auch eine umfangreiche Literatur, neuere Arbeiten sind [4], [5], [6].


LITERATUR:
[1] Rudolf Fritsch, Georg Pick und Ludwig Berwald –
Zwei Mathematiker an der Deutschen Universität Prag.
[2] Auguste Dick und Maximilian Pinl, Kollegen in einer dunklen Zeit (Schluß). Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, 75.
Band (1973-74), S. 178-180 (mit Bibliographie).
[3] Georg Pick, Geometrisches zur Zahlenlehre, Lotos
(herausgegeben vom Deutschen Naturwissenschaftlich-Medizinischen Verein für Böhmen “Lotos”) Band 47 = N.F. 19 (1899), S.311-319.
[4] Max Jeger, Die Formel von Pick und ihr elementar-mathematisches Umfeld. Didaktik der Mathematik, Band 10 (1982), S.1-24.
[5] Branko Grünbaum, G.C. Shephard, Pick’s theorem. The American Mathematical Monthly, Vol. 100 (1993), p.150-160.
[6] Pick’s Theorem: An Interactive Activity. May 1998